Das spanische, börsennotierte Einzelhandelskette „Dia“ hat zum September 2012 das Spanien- und Portugalgeschäft der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker zum Preis von rund € 70 Mio. erworben. Dies ist in vielfacher Hinsicht eine interessante und seltene Nachricht aus dem Bereich Distressed M&A von Logistikgetriebenen Unternehmen in Europa. Ein spanisches Börsenunternehmen kauft im eigenen Land das lukrative Auslandsgeschäft eines deutschen, insolventen Personenunternehmens aus der Insolvenzmasse heraus. Gerettet wurden so rund 4000 Arbeitsplätze in der iberischen Halbinsel mit ca. € 320 Mio. Umsatz. Das Deutschlandgeschäft von Schlecker war hingegen so unattraktiv, dass bis zum Ablauf der dreimonatigen, vorläufigen Insolvenz kein Investor gefunden wurde und nun das gesamte Unternehmen abgewickelt werden muss.
Für den deutschen und in Spanien arbeitenden Verfasser dieses Artikels ist dies ein interessanter, jedoch kein einzigartiger Fall in dem Spanien in ein deutsches Unternehmen investiert. Im August des laufenden Jahres investierte ein Unternehmer begleitet von Gaullar in ein mittelständisches Logistik- und Transportunternehmen im Süden von Deutschland und rettete es so knapp vor der Insolvenz. Die Beispiele zeigen, dass Unternehmen für einen aktiven Investor allein durch den Perspektivenwechsel einen ganz anderen Charme bekommen können. So führt allein der „bildliche“ Gang über die Grenze zu einem veränderten Bild und kann die europäischen – hier genauer: spanisch-deutschen Handelsbeziehungen – fordern und fördern.